Karate

technik männer

Karate, so wie wir es heute kennen, hat sich unter chinesischem Einfluß im Laufe etlicher Jahrhunderte entwickelt. Im ersten Viertel des letzten Jahrhunderts fand diese Kampfkunst erstmals ihren Weg nach Japan. Begonnen hat alles auf der Insel Okinawa. Zwischen Japan und China war diese Insel ein strategisch wichtiger Punkt. So kam es, dass zu verschiedenen Zeiten die Insel unter chinesischen oder japanischen Einflüssen stand. Daher entwickelte sich auf Okinawa eine Kampfkunst, die eigene  Selbstverteidigungserfahrungen und Erfahrungen der japanischen Samurai sowie des chinesischen Boxens enthielt. In den letzten drei Jahrhunderten behielten die Japaner die Oberhand auf Okinawa. Der Besitz von Waffen war auf der Insel streng verboten. Die dort lebenden Menschen wollten sich aber gegen Übergriffe der jeweiligen Besatzer schützen. So entstand neben zahlreichen Kampfkünsten auch das Karate. Genannt wurden die neuen Kampfkünste zunächst Okinawa-te (Okinawa-Hände). Einige Meister des Okinawa-te bereisten China für viele Jahre, um Erfahrungen für ihre Kampfkunst zu sammeln. Kehrten sie zurück, so gaben sie ihr Wissen im Kreise ihrer Familien weiter. Erst 1922 wurde Karate in Japan vorgestellt und verbreitete sich von da an um die ganze Welt.

Stilrichtungen

Shotokan

Der Shōtōkan-Stil ist die am weitesten verbreitete Stilrichtung im Karate-dō. Hauptmerkmal des Shotokan-Stils ist der Kampf in einer möglichst weiten Distanz zum Gegner, wobei auch im Shotokan die Rolle des Nahkampfes in keiner Weise vernachlässigt wird (Selbstverteidigung). Jede Shōtōkan-Technik kann entweder als eine Angriffstechnik oder als eine Verteidigungstechnik eingesetzt werden.

Die Gründung der Karatestilrichtung „Shotokan“ erfolgte durch Funakoshi´s Sohn Yoshitaka Giko und dessen direkten Schülern, unter Ihnen Nakayama Masatoshi. Der Namensgeber dieser Stilrichtung ist Gichin Funakoshi (1868 – 1957). Er wird auch als Vater des modernen Karate Do bezeichnet. „Shoto“ war Funakoshis Künstlername und bedeutet „Pinienrauschen“. Gichin Funakoshi war selbst immer gegen die Stilrichtungsbezeichnung, denn für ihn gab es nur ein Karate).

Goju-Ryu

Wörtlich übersetzt bedeutet Goju-Ryu „hart-weich“. Der Begründer dieser Stilrichtung ist Chojun Miyagi (1888 – 1953). Miyagi studierte zunächst chinesisches Boxen (Shao Lin Chuan und Pa Kua Chuan). Unterrichtet wurde er von Meister Higaonna. Aus dem Erlernten entwickelte er seine eigene Karatestilrichtung. Von den verschiedenen japanischen Karate Stilrichtungen lässt das Goju-Ryu Karate den chinesischen Ursprung noch am deutlichsten erkennen. Chojun Miyagi ging 1929 nach Kyoto (Japan) um seine Vorstellung von Karate zu verbreiten.

Shito-Ryu

Kenwa Mabuni (1893 – 1957) lernte Karate von den Meistern Itosu und Higonama. Er „vermischte“ beide Karaterichtungen (Shorin-Ryu und Shorei-Ryu) und gab seiner Stilrichtung den Namen Shito-Ryu. Dieser Name ist aus den Initialen seiner beiden Meister abgeleitet. Mabuni unterrichtete dieses System auf Okinawa und bei seinen häufigen Besuchen auch in Japan. 1929 ging er endgültig nach Osaka (Japan), um Karate zu unterrichten.

 


Wado-Ryu
Wado bedeutet „der Weg des Friedens“. Hironori Ohtsuka (1892 – 1982) begann mit dem Karatetraining erst 1922. Sein Meister war Gichin Funakoshi (Shotokan). Er lernte aber auch bei Kenwa Mabuni (Shito-Ryu). Vorher hatte Ohtsuka schon das Shindo Yoshinryu Jujutsu studiert. Er entwickelte seinen Karatestil, das Wado-Ryu, in dem er Funakoshis Shotokan vor allem mit Ausweichbewegungen des Jujutsu kombinierte. Außerdem entwickelte er Bewegungen, die „körperfreundlicher“ waren. Die Bewegungen sind zudem kleiner und die Stellungen sind kürzer.

Berühmte Shotokan-Meister

Gichin Funakoshi (1868 – 1957)
Funakoshi Gichin, geboren 1868 in Shuri auf Okinawa und ursprünglich als Hauptschullehrer tätig, wird heute als Begründer des Shōtōkan-Karate angesehen. Shōtō war Funakoshis Künstlername und bedeutet Pinienrauschen. Funakoshi kam 1922 im Alter von 55 Jahren allein nach Japan, um Karate vorzustellen. Mit Erfolg. In Japan erlebten die alten Kampfkünste gerade eine Zeit der Renaissance. Vorausgegangen war eine Karatevorführung auf Okinawa anläßlich des Besuchs des Kronprinzen von Naha. Daraufhin wurde FUNAKOSHI nach Japan eingeladen. Angeregt durch seinen Erfolg kamen bald noch andere Karatemeister von Okinawa nach Japan, um auch dort ihre Kunst zu verbreiten. Obwohl es für FUNAKOSHI nur ein Karate gab, war es unvermeidlich, daß die verschiedenen Karatemeister “ihr” Karate unter bestimmten Namen einführten, um ihre eigene Auffassung von Karate populär zu machen Funakoshi begründete das Shotokan Karate, wie es später genannt wurde. Es beinhaltet sämtliche ihm damals bekannten großen Stile des Ch`uan-fa (auch Kung Fu oder Kempo genannt), was man noch heute an den Verschiedenheiten der überlieferten Meisterkatas erkennt. Funakoshis Zielsetzung war:
  • Schulung von Geist, Charakter und innerer Einstellung. „Bevor du den Gegner besiegst, musst du dich selbst besiegen.“
  • „Man kann sehr sehr lange trainieren, aber wenn man immer nur Hände und Füße bewegt und wie eine Marionette umherspringt, dann ist Karate nicht anders als Tanzen lernen. Man wird die Hauptsache verfehlen. Es wird so nicht gelingen, die Quintessenz des Karate-dō zu begreifen.“ – Funakoshi Gichin, J. Hyams (1979, 87)
  • Wichtig war ihm außerdem auch der Selbstverteidigungsaspekt des Karate. Von Funakoshi stammt Maxime: „Im Karate gibt es keine erste Hand.“ (D. h. ein Karateka soll niemals, auch nicht präventiv, zuerst angreifen.)

Itosu Ankō (*1832/ † 1916)
Er war Großmeister des Karate und einer der wichtigsten Karate-Meister der letzten 100 Jahre und Lehrer der meisten späteren Stilgründer, wie z. B. Chibana Choshin (Shorin-Ryū), Mabuni Kenwa (Shitō-Ryū) oder Funakoshi Gichin (Shotokan-Ryū).
Itosu reformierte das Karate Okinawas und machte aus der einstigen geheimen Kampfkunst ein System, das zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung und geistigen Erziehung (im Sinne des Do) sogar an Schulen gelehrt werden konnte.
Dazu entwickelte er viele der heutigen Standard-Katas, wie z. B. Pinan (Heian) 1 bis 5 bzw. überarbeitete die alten Formen und „entschärfte“ dabei die enthaltenen Techniken, um das Karate einer breiten Masse zugänglich machen zu können. Nur wenige der engsten Schüler (Uchi-Deshi) bekamen – nach vielen Jahren intensiven und ernsthaften Übens – die Geheimnisse verraten, die in den ursprünglichen Ausführungen der Katas enthalten waren.

Yoshitaka (Ginko) Funakoshi, (*1906 –† 1945)

Hauptlehrer des Shotokan-Dojo und Funakoshi´s dritter Sohn (Ginko), lehrte tiefe und lange Stände und führte ab 1943 Gohon-Kumite, Sanbon-Kumite und Ippon Kumite ein. Außerdem prägte er einen mehr dynamischen und kämpferischen Stil.
Von den späteren Gründer und Mitglieder der JKA waren viele Schüler, Yoshitaka´s.
Mitglieder der JKA (Japan Karate Association) waren z.B.:
  • Nakayama Masatoshi
  • Abe Keiko
  • Asai Tetsuhiko
  • Enoeda Keinosuke
  • Kanazawa Hirokazu
  • Kase Taiji
  • Kawasoe Masao
  • Shirai Hiroshi
  • Tanaka Masahiko
  • Tsuyama Katsunori
  • Yahara Mikio

Professor Nakayama Masatoshi, (*1913–† 1987)

ein Schüler von Yoshitaka Giko Funakoshi, studierte 1937-1946 unter anderem in China Kampfkünste. 1949 gründete er an der Takushoku-Dai Universität die Japan Karate Association, JKA.  Nakayama entwickelte das Jiyu-Kumite. An der sportwissenschaftlichen Fakultät der Takushoku-Universität in Tokyo wurde Karate unter Leitung von Nakayama erstmals wissenschaftlich betrachtet. Es enstanden Bücher wie Dynamic Karate und die mehrbändige Buchserie Karate-Perfekt. 1951 wurden Wettkampfregeln entwickelt.

Kanazawa Hirokazu (* 1931)

1957 gewann Kanazawa die 1. All-Japanische Karatemeisterschaft der JKA im Kumite (Freikampf). Ein Jahr darauf belegte er bei der 2. All-Japanischen Karatemeisterschaft den ersten Platz in Kata (Form) und den ersten Platz im Kumite. Hiernach wurde er als professioneller vollzeitlicher Karateinstrukteur bei der JKA angestellt. 1961 bestand Kanazwa die Prüfung zum 5. Dan und ging als JKA-Chefinstrukteur nach Hawaii. Nachdem er 1966 den 6. Dan errang, wurde er zum JKA-Chefinstrukteur von Großbritannien ernannt und ein Jahr später Chefinstrukteur von Europa und des Deutschen Karate-Bundes. Kanazawa begleitete 1968 die europäische Karatemannschaft als Cheftrainer zur Teilnahme an der Karateweltmeisterschaft in Mexiko.
1971 kehrte Kanazawa nach Japan zurück und erhielt den 7. Dan. Er wurde Direktor der Internationalen Division am Honbu-Dojo (Zentraldojo) der JKA. Gleichzeitig wurde er Shihan (Hauptlehrer) der Dojos an den Universitäten Musashikogyo, Kantogakuin und Kitasato. 1972 war er Cheftrainer der japanischen Nationalmannschaft.

Kase Taiji Sensei (*1929–† 2004),

Schüler Yoshitakas, prägte ebenfalls Elemente des Shotokan Karate.
Kase wurde 1929 geboren und begann im Februar 1944 im Alter von 15 Jahren mit dem Karatetraining in Funakoshis erstem Shotokan Dojo unter der Anleitung von Gigo (Yoshitaka) Funakoshi. Kase unterrichtete in den Anfangszeiten die Instruktoren der JKA in den Kata und Techniken, welche ihnen unbekannt waren. Während seiner Studienzeit an der Sanshu Universität trainierte er unter Genshin Hironishi. Im Jahre 1960 kam er nach Europa und gründete schließlich in Paris sein eigenes Dojo. In den Siebzigern gründete er zusammen mit Shirai die World Karate Shotokan Academy (WKSA) um einen Gegenpol zum Karate der JKA zu setzen.

 ASATO YASUTSUNE (*1830-† 1915),
Er war der erste Lehrer von FUNAKOSHI GICHIN.